Rettungskräfte sind tagtäglich unterwegs, um Menschen in Not zu helfen. Doch nicht immer laufen diese Einsätze so ab, wie man sich das wünschen würde. Patient:innen, Angehörige oder auch Schaulustige reagieren in psychischen Ausnahmesituationen möglicherweise mit Ablehnung von Hilfe, verbaler oder sogar körperlicher Aggression. Solche ablehnenden Haltungen können z.B. auf Vorurteilen basieren, die sich auf das Geschlecht, die Herkunft, oder andere Zugehörigkeiten zu bestimmten Gruppen beziehen. So kann es etwa vorkommen, dass Frauen oder jüngeren Einsatzkräften eine geringere fachliche Kompetenz zugeschrieben wird, was ihre Autorität untergräbt und die Hilfeleistung erschwert. Umfragen lassen vermuten, dass die Zahl solcher Vorfälle im Rettungsdienst zunimmt, allerdings gibt es kaum Angebote, um Einsatzkräfte auf solche Situationen vorzubereiten.
Virtual Reality soll neue Trainingsmöglichkeiten schaffen
Dies zu ändern, ist das Ziel des FEMtech-Projekts GAIN, in dem das Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) und der Firma USECON zusammenarbeitet. Im Rahmen des Projekts werden Virtual Reality (VR)-basierte Trainingsstrategien entwickelt, um Rettungskräfte bestmöglich auf den Umgang mit diskriminierenden Handlungen und potenziell belastenden Situationen vorzubereiten. Dabei soll unter anderem trainiert werden, Diskriminierungen zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren.
Trainingskonzepte werden bei den Johannitern getestet
Im Rahmen von GAIN werden zunächst die spezifischen Anforderungen an ein solches Training durch Literaturrecherchen, Online-Tagebücher von Rettungskräften sowie Workshops und Expert:inneninterviews ermittelt. Darauf aufbauend werden erste Designkonzepte für VR-Szenarien entwickelt, die in kreativen Co-Creation-Workshops mit erfahrenen Trainer:innen weiter verfeinert werden. Abschließend sollen die Trainingskonzepte mithilfe von Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen bei den Johannitern getestet werden.
Unterstützung gesucht!
Ab November werden Personen für eine Tagebuch-Studie gesucht: Hierbei soll über den Zeitraum von sechs aufeinanderfolgenden Diensten ein Online-Tagebuch geführt werden, mit einem Fokus auf negativen und diskriminierenden Vorkommnissen von Seiten der Patient:innen, An- und Zugehörige und Schaulustige. Diskriminierendes Verhalten ist, wenn eine Einsatzkraft aufgrund bestimmter Merkmale ungerecht behandelt und beispielsweise beschimpft, beleidigt oder bedroht wird.
Dies soll uns dabei helfen zu verstehen, wo die Problemfelder liegen und wie man diese am besten bewältigen kann. Basierend darauf werden Trainings entwickelt, um Mitarbeitende bestmöglich auf derartige Situationen vorbereiten zu können. Gerne könnnen sich auch ehemalige Kolleg:innen für vertrauliche Gespräche melden. Um einen breiten Einblick in die Thematik zu bekommen versuchen wir, einen möglichst diversen Personenkreis aufzunehmen. Bei Interesse meldet euch bitte bei Sarah Kainz (sarah.kainz@johanniter.at), die auch für Fragen zum Projekt zur Verfügung steht.
Projekteckdaten:
Projektdauer: September 2024 bis Februar 2027
Projektleitung: Austrian Institute of Technology (AIT)
Finanzierung: FEMtech Forschungsprojekte 2023